Eltern Burnout: wenn emotionale Überlastung extrem wird

Wenn Eltern alles geben, kann es passieren, dass sie sich selbst vergessen. Lies in diesem Beitrag, wie du mit einem Eltern Burnout umgehen kannst.

Manchmal passiert es schneller, als man denkt, und die eigenen Kapazitäten sind erschöpft. Wenn Eltern verzweifelt versuchen, ihrem Kind all die Aufmerksamkeit und Unterstützung zu bieten, die es braucht, kann es vorkommen, dass sie sich selbst vergessen. Was es mit emotionaler Überlastung auf sich hat und wie du einem Eltern Burnout entgegen wirken kannst, liest du in diesem Beitrag.

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Mutter leidet an Eltern Burnout. Sie schreit verzweifelt, während ihre 2 Kleinkinder und 1 Baby am Laptop spielen.
Foto: pexels.com

Was genau passiert bei einer emotionalen Überlastung?

Vielleicht kennst du das: dein Baby oder Kleinkind benötigt seit geraumer Zeit sehr viel sozialen Support. Das heißt, es braucht intensive Nähe, sehr viel ungeteilte Aufmerksamkeit und viel Unterstützung darin, die eigenen Emotionen zu regulieren. Du gibst seit vielen Wochen alles, stellst deine Bedürfnisse immer weiter zurück und arbeitest hart daran, vollumfänglich für dein Kind da zu sein. Du regulierst permanent fremde Gefühle, auf Kosten der eigenen Empfindungen.

Doch irgendwann bemerkst du, dass du kaum noch eigene Empfindungen hast. Dein Inneres scheint kalt und leer zu sein.

Emotionale Überlastung kann, wenn sie über einen längeren Zeitraum auftritt und du ununterbrochen erschöpft bist, extrem werden. Vor allem dann, wenn nicht ausreichend Ausgleiche geschaffen werden oder diese Ausgleiche nicht mehr genug sind, um eine wirkliche Erholung zu erzeugen.

Ist das der Fall, dann spricht man von Burnout. Hier in diesem Blogbeitrag: Eltern Burnout.

Neben deiner überlasteten Emotionalität, also deinem psychischen Leiden, können sich natürlich auch viele körperliche Beschwerden entwickeln, wie z.B. Herz-Kreislauf-Probleme, veränderter Appetit, Migräne, Magen- Darm Beschwerden oder Bluthochdruck.

Leidest du auch unter Eltern Burnout?

Wenn du Bedenken hast, dass du unter starker emotionaler Überlastung bzw. einem Eltern Burnout leidest, ist das erst einmal kein Grund zur Panik! Unter Punkt 5 gebe ich dir ein paar Tipps an die Hand, wie du mit dem Eltern Burnout umgehen kannst.

Nichts desto trotz kann dein psychischer Stress natürlich Spuren hinterlassen.
Diese Anzeichen sind beispielhaft dafür, dass du unter einem Eltern Burnout leiden könntest:

  1. du bist andauernd erschöpft, müde und kraftlos
  2. du hast keine Energie oder Motivation, selbst einfache Dinge des Alltags zu erledigen
  3. schon beim Start in den Tag, oder beim ersten Laut deines Babys oder Kleinkindes fühlst du dich gestresst
  4. du hast das Bedürfnis, dich von deinem Kind zu distanzieren und dich zurück zu ziehen
  5. du bist gereizt, verlierst schneller die Fassung, reagierst launisch und impulsiv
  6. deine Rolle in deiner Familie fühlt sich falsch und unschön an
  7. du lässt Situationen mit deinem Kind einfach laufen, weil du keine Kraft hast, auf dein Kind aufmerksam einzugehen

Sollte hier einer oder mehrere Punkte auf dich zutreffen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass du emotional überlastet bist oder sich ein Eltern Burnout ankündigt. Das kann beängstigend sein, zumal jedes Elternteil nur das Beste für das eigene Kind möchte. Der Druck, genau dieses auch zu geben und möglichst perfekt und ausgeglichen zu sein, trägt natürlich dazu bei, dass deine Überlastung immer mehr ansteigt.

Reserven auffüllen

Wie du weißt, sind unsere Reserven als Menschen nur begrenzt. Egal, ob du viel Sport treibst, ein Wissenschaftsgenie bist oder viel soziale Unterstützung anbietest. Niemand von unshat unendliche Reserven, um immer und immer wieder geben zu können, ohne dabei nicht auszubrennen. Denn wenn die eigenen Reserven aufgebraucht sind, müssen sie durch eine angenehme Aktion, Schlaf, Ruhe und Selbstfürsorge wieder aufgefüllt werden. Was dir hilft, ist ganz individuell und musst du ausprobieren. Vermutlich weißt du schon, was dir gut tut, aus der Zeit bevor du ein Kind hattest. Die Frage ist nur, wie gut du diese Tätigkeiten nun in deinen neuen Alltag integrieren kannst.

Beim Eltern Burnout ist das Auffüllen des Reserveglas nicht immer nur durch einen netten Kaffeeplausch am Nachmittag mit Freunden getan – er kann aber ein erster Schritt sein! Auch hier gilt: erwarte nicht zu viel von dir, vermeide es dich selbst unter Druck zu setzen, weil deine bisherigen Versuche nicht erfolgreich waren. Wenn du einmal reflektierst, wie langwierig und schleichend sich deine jetzige Situation aufgebaut hat, kannst du damit rechnen, dass auch deine Erholung viel Zeit und Geduld benötigt.

Wir bringen unseren Kindern bei, auf sich und ihre Bedürfnisse zu hören, für sich einzustehen und Gefühle und Empfindungen zu äußern. Du bist es wert, das ebenso zu tun!

Nur, wenn du dein Glas wieder auffüllst, kann jemand daraus einen Schluck trinken. Und dieser Vergleich hinkt nicht, denn natürlich nimmt dein Kind in gewisser Weise etwas von dir (einen Schluck Lieblingssaft aka Aufmerksamkeit und Energie).

Dabei nimmt es dich nicht absichtlich aus, sondern greift lediglich dort zu, wo ihm etwas angeboten wird. Du bist die einzige Quelle, dein Kind braucht dich.

Doch wenn ausschließlich dein Kind vom Lieblingssaft trinkt und du keinen eigenen Schluck mehr abbekommst, oder dein Kind schon eine Woche am leeren Glasboden schleckt, ist es aller höchste Eisenbahn, dein Glas für dich wieder aufzufüllen.

So, und nun genug von den Metaphern…

Emotionale Überlastung in der Gesellschaft

Schauen wir doch einmal, was von Eltern, vor allem Müttern, erwartet wird: ein Kind liebevoll großziehen, pflegen, erziehen; beruflich erfüllt bzw. gut im Job sein; Haus, Garten, Goldfisch pflegen; sich um den Rest der Familie kümmern; Freundschaften intensiv pflegen; ausgiebig Selbstfürsorge betreiben usw. Wie sollen Eltern diesem Anspruch gerecht werden? Wie sollen Menschen dieser Erwartungshaltung der Gesellschaft stand halten?

Eltern müssen immer verständnisvoll, bedürfnisorientiert, auf Augenhöhe, ruhig, entspannt, verantwortungsbewusst, durchdacht und pädagogisch wertvoll agieren, sonst wird aus dem eigenen Kind nichts (Anmerkung: Sarkasmus!) Sie brauchen 3 Köpfe und 15 Arme, ein dickes Portemonnaie und Nerven aus Stahl, um allem gerecht zu werden. Und all diese Erwartungen werden damit begründet, dass Eltern „sich dieses Leben ja selbst ausgesucht haben“ und es deshalb auch ohne murren und mäffen wuppen müssen. Ohne Probleme, aus eigener Kraft, mit makelloser und fehlerfreier Intuition.

Müde Eltern, die überreagieren oder in schwierigen Situationen einfach resignieren und den Moment so laufen lassen, wie er eben ist, werden beäugt, verurteilt und abgestempelt.

Dabei sollte allen in 2022 bewusst sein, was für eine unfassbare Aufgabe das Leben heutzutage mit Kindern ist. „Früher haben wir es auch geschafft“, klar, doch die Frage ist doch ‚wie?‘. Notgedrungen und mit biegen und brechen ein Kind großziehen, oder schlimmstenfalls nur das nötigste geben zu können (weil teilweise die Zeit einfach eine andere war); Vernachlässigung, weil Eltern 3 Jobs annehmen mussten, um das Kind überhaupt zu ernähren; das eigene Kind deshalb in Wochenheime zu geben, weil es anders nicht ging (oder nicht gewollt war); oder das Kind alleine aufziehen zu müssen, weil Frauen damals noch eine völlig andere Rolle zugeschrieben wurde… Natürlich habe ich das Familienleben von damals überspitzt dargestellt, und dennoch waren das häufige Lösungen in Familien.

Heute sind die Wissenschaft und die Pädagogik sehr viel weiter, das Bewusstsein rund um das Familienleben wandelt sich merklich, (alle) Elternteile wollen aktiv am Leben ihrer Kinder teilhaben und Erziehung liebevoll sowie aktiv gestalten.

Und dennoch hat sich die Welt verändert: Ansprüche in Job, Familie und Leben sind enorm gestiegen, gesellschaftlicher Wandel und damit einhergehend Themen, die viel Energie abverlangen (soziale Ungleichheit, Kriege, Chancengleichheit, Wirtschaft, Digitalisierung usw.). All diese Punkte sind eine andere, intensive Belastung, als es das vor 20, 30, 40 Jahren war.

Viele kinderlose Menschen sind in dieser Zeit überfordert, müde und ausgelaugt – aber Eltern dürfen es nicht sein?!

Es ist Zeit, dass die Gesellschaft die Familie und das wohl von Eltern aus einer anderen Perspektive betrachtet und mehr interveniert bzw. präventiv Unterstützung gibt. Es ist Zeit für neue Rollenmodelle und moderne Erziehungsstile. Und es ist Zeit dafür, das Thema Eltern Burnout zu normalisieren.

Eltern, Kinder und ihre Probleme müssen gesehen, gehört, anerkannt und ernst genommen werden.

Mutter lacht ihr Baby an, welches auf der Couch liegt. Zwei Kleinkinder stehen daneben und schauen zu.
Foto: pexels.com

Eine kleine Hilfe zur Selbsthilfe

Ich kann dir hier ein paar kleine Tipps geben, wie du mit deiner Überlastung bzw. einem Eltern Burnout umgehen kannst. An dieser Stelle möchte ich dir allerdings ans Herz legen, dir professionelle Hilfe zu suchen, wenn du es alleine nicht mehr schaffst! Es gibt sicher einige Beratungsstellen in deiner Umgebung (z.B. von der AWO, Caritas oder Pro Familia), die dir helfen können. Außerdem ist es immer ratsam, bei auftretenden Symptomen deine Hausarztpraxis aufzusuchen. Die kann dich ggf. an eine psychotherapeutische Praxis weiter vermitteln.

Denk bitte daran: niemand dort wird dich für deine Überlastung verurteilen. Diese Menschen sind alle ausgebildet, erfahren und können dir sicher intensiv weiter helfen!

Dein erster Schritt, um deine Überlastung selbständig zu bearbeiten, ist dein Eingeständnis. Sei ehrlich zu dir selbst, dass es dir schlecht geht. Es erfordert Mut, und kann auch schwer sein, sich das einzugestehen. Doch Selbsterkenntnis ist hier tatsächlich der erste Schritt zu Besserung! In gewisser Weise ist sogar die Tatsache, dass du diesen Blogbeitrag hier zum Thema liest, schon ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Folgende Tipps kannst du zusätzlich ausprobieren:

  1. Fordere Pausen ein. Such dir Menschen, die dir dein Kind regelmäßig für ein paar Stunden abnehmen können, damit du dich um alltägliche Dinge kümmern, oder einfach nichts tun kannst. Wenn es möglich ist und du es kannst, auch gerne über Nacht! Ganz wichtig: ein schlechtes Gewissen hat hier keinen Platz.
  2. Plane dir täglich Zeiten ein, in denen du etwas für dein Wohlbefinden tust: ein gutes Frühstück, bevor der Rest der Familie aufsteht, ein erholsamer Spaziergang nach Feierabend, dein Lieblingshörbuch/ Podcast auf den Ohren während du den Haushalt schmeißt… kleine Tätigkeiten alleine können schon eine Wirkung erzeugen (denk an den Kaffee am Nachmittag aus Kapitel 3 😉 )
  3. Mache Unternehmungen mit deinem Kind, die euch beiden wirklich Spaß bereiten, du aber nicht viel leisten musst, z.B. raus in die Natur, auf den Lieblingsspielplatz, in den Zoo, zu Hause kuscheln und Märchen hören usw. Das gibt dir wieder einen positiven Bezug zu deinem Kind und stärkt eure Beziehung.
  4. Gib Aufgaben ab. Lerne, dich nach und nach von deinem Kind zu lösen und es in die Selbständigkeit zu begleiten. Gesteh dem anderen Elternteil zu, dass es ebenso Care- Arbeit erledigen kann, wie du. Lass die große Verantwortung der Fürsorge locker aus deiner Hand gleiten und erinnere dich, dass du nicht alles alleine schaffen musst
  5. Finde ein Netzwerk aus Gleichgesinnten, die deine Sorgen und Überlastung nachvollziehen können. Sprich offen und ehrlich über deine Gefühle und Gedanken. Das kann schon sehr viel Last von deinen Schultern nehmen.
  6. Suche nach externen Angeboten, die dir helfen könnten, wie z.B. eine Eltern-Kind-Kur oder Entspannungstherapien.

Egal, für was du dich entscheidest: es ist toll, dass du etwas tust und es versuchst!
Gib nicht auf.

Ich wünsche dir alles Gute.

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